Obstbaumschnittkurs und Obstbaumveredelungskurs

 

Der Gartenbauverein Stötten am Auerberg bot Interessierten an zwei Nachmittagen einen Obstbaumschnittkurs auf der Streuobstwiese am Neunerfeld und einen Obstbaumveredlungskurs in Salchenried an.

 

Die Kultursorten der Obstgehölze bedürfen auch im Liebhaberobstbau einer gewissen Betreuung, wenn sie die Erwartungen der Besitzer erfüllen sollen.

 

Bernhard Clet erläuterte beim 1. Termin die Erziehung und Pflege von Obstbaumkronen, die Bedeutung eines Rückschnitts, den Erziehungsschnitt sowie Erhaltungs-, Sommer-, Auslichtungs- und Verjüngungsschnitt, das Entfernen von Wasserschossen sowie Begriffe wie Stammverlängerung, Leitäste, Fruchtäste, Konkurrenztriebe, Saftwaage. Er ging auch auf die Bedeutung geeigneter Schnittwerkzeuge wie verstellbare Bügelsäge, Baumschere, Messer und das Sterilisieren derselben ein, zeigte dann das Schneiden auf eine nach außen gerichtete Knospe und wies darauf hin, keine Stummel – „Kleiderständer“ – stehen zu lassen und zu steil stehende Triebe zu „stäben“, also in die Waagrechte zu bringen, um früher Fruchtholz zu erhalten. Jeder Teilnehmer durfte dann selbst unter Anleitung an einem Apfel- oder Birnbaum aktiv werden, um den Aufbau einer schönen Krone zu erzielen.

 

Auch zum Veredeln, einer uralten Kunst und Technik, erschienen jüngere und ältere Naturfreunde, um Grundlagenwissen zu erhalten. Der sehr versierte Gärtner Bernhard Clet brachte dazu das erforderliche Werkzeug wie Sägen, desinfizierte Messer, Bast und Baumwachs sowie verschiedene Edelreiser und Anschauungsmaterial mit.

 

Warum veredelt man? Nun, die Wildform bietet oft nicht das, was unser Gaumen als besonders schmackhaft empfindet, was überaus dekorativ wirkt, von entsprechender Form oder Größe ist oder sich resistent gegenüber Krankheiten oder Schädlingen verhält oder um bei wenig Platz im eigenen Garten durch Mehrfachveredlung verschiedene Sorten, unterschiedliche Früchte von einem Baum über einen längeren Zeitraum genießen zu dürfen und außerdem dafür sorgt, dass während der Blütezeit eine gegenseitige Befruchtung erfolgt. Zudem lässt sich durch das Veredeln auch ein von einem Biber gefällter Apfelbaum wieder beleben.

 

Unterlage und Edelsorte beeinflussen sich und kommen so den erwünschten Ansprüchen entgegen. Dabei bestimmen die Qualität der Reiser, die sich noch in der Winterruhe befinden, und natürlich eine exakte Technik bei der Durchführung den Erfolg.

 

Um den größtmöglichen Erfolg zu bieten, spricht der Referent verschiedene Arten des Veredelns wie das Geißfußpfropfen oder eine Kopulation mit Gegenzunge zwar an, entscheidet sich aber für das Rindenpfropfen auf dickere Äste, wobei das sich noch in Ruhe befindende Edelreis mit 2 bis 6 Augen mit einem 2 – 3 cm langen Kopulationsschnitt hinter die Rinde der schon in Saft stehenden Unterlage geschoben wird. Bast verstärkt den festen Halt und Baumwachs garantiert den störungsfreien Anwuchs. Nach der Veredlung an einem Kaiser-Wilhelm-Apfelbaum und einer Okulationsdemonstration, eine Augenveredlung, durften alle Anwesenden das Veredeln an einem Weidenast üben, um dann auch im eigenen Garten erfolgreich zu sein.


Gartenbauverein Stötten e. V.